Bitte beachten Sie: Vom 24. Dezember 2025 bis einschließlich 1. Januar 2026 macht das Museum Weihnachtspause und bleibt geschlossen.

Neue Ausstellung Stadtmuseum

Als erster Schritt wurde das Foyer im ersten Obergeschoss komplett umgestaltet. Die neu konzipierte Ausstellung lädt zu einer interaktiven Zeitreise ein, auf der die Besucher sich einen Überblick über die Siedlungsgeschichte der Stadt verschaffen können.

Ein wichtiges Element sind vielfältige Interaktionsmöglichkeiten im neuen Raum. Hier können Schubladen herausgezogen und deren Inhalt betrachtet, Klappen geöffnet oder ein Ortsteilpuzzle gespielt werden. Für einen besseren optischen Gesamteindruck wurde gleichzeitig die Beleuchtung modernisiert. Den Abschluss bildet eine Vitrine, die jährlich neu mit einem Objekt bestückt wird, sei es mit einem Neuzugang für das Museum oder als Leihgabe aus der Bevölkerung. Denn jeder Alltagsgegenstand kann Geschichte schreiben – vielleicht wird das Objekt, das uns dieses Jahr besonders bewegt hat, eines Tages im Museum gezeigt. 

Öffentliche Führungen durch die erweiterte Dauerausstellung finden am Freitag, 27. März, und  Freitag, 17. April, jeweils um 15 Uhr statt.

Der neue Raum ist das Herzstück der Dauerausstellung des Stadtmuseums und kann ab dem 22. Januar donnerstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr besucht werden.

Urheber Veranstaltungsbild: Stadtverwaltung Radolfzell

Ratoldescella – Radolfzell: Sonderausstellung im Stadtmuseum

Radolfzell feiert – und blickt dabei auf mehr als 1200 Jahre bewegte Geschichte zurück. Anlässlich des Stadtjubiläums zeigt das Stadtmuseum Radolfzell ab dem 17. Mai 2026 die Sonderausstellung „Ratoldescella – Radolfzell“.

Die Ausstellung beginnt mit der Stadtgründung Radolfzells im Jahr 826 durch Bischof Radolt von Verona. Mit der „Ratoldescella“, einer ersten kirchlichen Siedlung, legte er den Grundstein für die heutige Stadt. Die Präsentation zeichnet seinen Lebensweg als religiöser und politischer Akteur im frühmittelalterlichen Europa nach – von der Reichenau über Aachen und Rom bis Verona. Historische Ansichten und Rekonstruktionen lassen das alte Stadtbild wiederaufleben. Eine interaktive Darstellung der Heber’schen Karte von 1708 zeigt viele spannende Details auf der Radolfzeller Gemarkung zur Barockzeit. Gleichzeitig beleuchtet die Ausstellung auch das verschwundene Radolfzell von der Hölle-Brauerei bis zum „Café Achteck“ und erinnert an Menschen aus Radolfzell, die ihr Glück in der Fremde suchten. Ihre Geschichten zeigen, wie Heimat in der Erinnerung weiterlebt.

Die Ausstellung ist ab dem 17. Mai im Stadtmuseum Radolfzell zu sehen. Sie lädt alle Besucher ein, sich auf eine facettenreiche Reise durch die Vergangenheit der Stadt am Bodensee zu begeben.

Das Stadtmuseum hat donnerstags – sonntags von 11.00 – 17.00 Uhr geöffnet.

Urheber Veranstaltungsbild: Stadtverwaltung Radolfzell

Kinderferienprogramm im Stadtmuseum

Im Jubiläumsjahr bietet das Stadtmuseum Radolfzell ein vielseitiges Ferienprogramm. In Workshops wird gespielt, gemalt und geschrieben wie im Mittelalter. Wir entdecken Heilkräuter, entwerfen Traumstädte und erforschen mittelalterliche Darstellungen von Heiligen. Das ausführliche Programm ist auf der Webseite des Stadtmuseums zu finden.

Kräuterkunde mit Pinsel und Mikroskop: 

09.04.2026, 10-13 Uhr, Ab 10 Jahren

Radolfzell durch die Zeiten – Ich male meine Stadt: 

28.05.2026, 10-13 Uhr, Ab 8 Jahren

Herstellung einer Kräutersalbe: 

02.06.2026, 10-13 Uhr, Ab 8 Jahren

Spielen wie im Mittelalter: 

06.08.2026, 10-13 Uhr, Ab 8 Jahren

Die Heiligen in Radolfzell – Malen mit den Hausherren: 

07.08.2026, 10-13 Uhr, Ab 8 Jahren

Malen und Schreiben wie im Mittelalter

29.10.2026, 10-13 Uhr, Ab 8 Jahren

Für die Teilnahme ist eine Anmeldung erforderlich:

museum@radolfzell.de oder Tel. 07732/81-530 (Do.-So. 11.00–17.00 Uhr).

Urheber Veranstaltungsbild: Stadtmuseum

Diktatur. Krieg. Und danach. Radolfzell 1933 bis 1945.

Radolfzell unter dem Hakenkreuz

Vor 80 Jahren ging der 2. Weltkrieg zu Ende. Unzählige Dokumente, Bücher und Filme widmen sich diesem Kapitel deutscher Geschichte. Doch wie sah der Alltag jener Zeit in Radolfzell aus? Was geschah an der sogenannten „Heimatfront“? Einen Eindruck davon vermittelt ab dem 10. April 2025 das Stadtmuseum Radolfzell mit seiner neuen Sonderausstellung „Diktatur. Krieg. Und danach. Radolfzell 1933 – 1948“. Sie wirft Schlaglichter auf die Jahre von 1933 bis in die unmittelbare Nachkriegszeit in der Stadt am Untersee.

Was viele nicht wissen: Radolfzell spielte damals eine besondere Rolle durch die Stationierung bewaffneter SS-Einheiten in der eigens dafür erbauten Kaserne. Der Kasernenbau war das Lieblingsprojekt des NSDAP-Kreisleiters Eugen Speer, der 1934 den Radolfzeller Bürgermeister Otto Blesch aus seinem Amt drängte. Das Projekt sollte die Arbeitslosigkeit in der Region senken und der Stadt langfristig wirtschaftliche Vorteile verschaffen. Am 31. Juli 1937 zog das 3. Bataillon der SS-Verfügungstruppe der Standarte „Germania“ mit 788 Männern und 39 Pferden von Singen kommend in die Kaserne ein. Die bis Kriegsende mehrfach wechselnden Einheiten sollten später für Verbrechen und vielfaches Leid auch in der Umgebung verantwortlich werden.

Die Radolfzeller SS brachte sich aktiv in das gesellschaftliche Leben der Stadt ein und präsentierte sich auf Traditionsfesten und Veranstaltungen. SS-Angehörige führten ihr Schwimmtraining im eigens für sie gebauten Aachbad Singen durch, feierten im Waldheim „Sennhof“, unterhielten Beziehungen zu jungen Frauen in Radolfzell und zu „Arbeitsmaiden“ im Lager des Reichsarbeitsdienstes in Wahlwies. Mehrere Eheschließungen zwischen Radolfzellerinnen und SS-Angehörigen sind bezeugt.

Angehörige der in Radolfzell stationierten SS-Einheiten beteiligten sich an allen militärischen Einsätzen ihrer Zeit. Darüber hinaus sprengten und brandschatzten am 10. November 1938 Kommandos der Radolfzeller SS-Verfügungstruppe die Synagogen in Konstanz, Gailingen, Randegg und Wangen und misshandelten jüdische Einwohner. Am 22. Oktober 1940 organisierte das in Radolfzell stationierte SS-Totenkopf-Bataillon gemeinsam mit der Polizei und der Gestapo die Deportation der jüdischen Einwohner des Landkreises in das südfranzösische Internierungslager Gurs. Nur wenige überlebten.

Ab 1941 arbeiteten Häftlinge aus dem KZ Dachau für den Bau eines Schießstandes für die die SS-Unterführerschule Radolfzell (USR). Zahlreiche Misshandlungen, drakonische Strafen und zwei willkürliche Häftlingstötungen sind belegt. Angehörige der Unterführerschule versuchten in den letzten Kriegstagen, die gesamte Region durch Terror in einen sinnlosen Widerstand zu stürzen. So erhängte am 23. April 1945 eine Gruppe der Radolfzeller SS den stellvertretenden Singener Bürgermeister Karl Bäder, weil er zuvor über die Übergabe der Stadt Singen an die französischen Streitkräfte verhandelt hatte. Eine weitere tötete fünf französische Armeeangehörige sowie 16 ausländische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in Stockach.

Abgesehen von der SS unterschied sich das Geschehen in Radolfzell wenig von anderen süddeutschen Kleinstädten. Wie überall verdrängten Nationalsozialisten die übrigen Parteien im entmachteten Gemeinderat und kontrollierten das Vereinsleben nach der zügigen „Gleichschaltung“. Einen Schwerpunkt legt die Ausstellung darauf, wie die Jugend vom Regime erfasst und indoktriniert wurde. Nicht nur die Schule erzog die jungen Menschen in den Vorstellungen der Ideologie, sondern darüber hinaus auch die ab 1939 verpflichtende Staatsjugend, die „Hilterjugend“ (HJ), und danach der ebenfalls verpflichtende Reichsarbeitsdienst (RAD). Zahlreiche Leihgaben aus der Bevölkerung zeichnen ein Bild des Alltags zwischen Schule und „Gruppenzeit“, Sammeldiensten für das Winterhilfswerk (WHW) und vormilitärischer Erziehung im RAD.

Rohstoffverknappung und sparsames Haushalten einerseits und Anstrengungen zur Erhöhung der Produktivität andererseits kennzeichneten in den Kriegsjahren die Radolfzeller Betriebe. Zwangsarbeiter sollten die eingezogenen Arbeitskräfte ersetzen und die Produktion steigern. Insgesamt arbeiteten über 550 Zwangsarbeiter und –arbeiterinnen in Radolfzeller Betrieben. Sie kamen aus Russland, der Ukraine, aus Polen, Italien, Frankreich, Belgien, Böhmen-Mähren, dem Elsass und den Niederlanden. Eine unbekannte Anzahl von Zwangsarbeitern arbeitete in der Landwirtschaft. Wiewohl unter Schweizer Leitung, bemühte sich auch die Firma Schiesser um ein gutes Verhältnis zum Regime. 1940 zeichnete die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF) die Firma Schiesser als „Nationalsozialistischen Musterbetrieb“ aus.

Lebensmittelkarten und Luftschutzübungen, Feldpostbriefe und Todesbenachrichtigungen in der Ausstellung geben einen Einblick in die Lebensbedingungen der Bevölkerung in den Kriegsjahren. Am 25. April 1945 schließlich erreichten die französischen Streitkräfte die Stadt Radolfzell. Wenige Tage zuvor hatte SS-Hauptsturmführer Kurt Groß in einer öffentlichen Rede die bedingungslose Verteidigung gefordert. Jeder Widerstand gegen diesen „Führerbefehl“ würde mit dem Tod durch ein Standgericht bestraft werden. Nach dramatischen Stunden mit Feuergefechten und hektischen Verhandlungen hissten Vikar Karl Ruby und Gastwirt Fritz Volk die weißen Fahnen der Kapitulation. Eine davon ist heute als Leihgabe der Münsterpfarrei in der Dauerausstellung des Stadtmuseums zu bewundern.

Einblicke in die unmittelbare Nachkriegszeit beschließen die Sonderausstellung „Diktatur. Krieg. Und danach. Radolfzell 1933 – 1948“. Denn damals wurde die Saat gelegt für beide Städtepartnerschaften, die Radolfzell heute sowohl mit dem schweizerischen Amriswil als auch mit der südfranzösischen Stadt Istres verbinden. So waren bereits bei Kriegsende in der Schweiz Vorbereitungen für Hilfsaktionen im Sinne der Nachbarschaftshilfe für Süddeutschland angelaufen. Im Rahmen der „Ostschweizerischen Grenzlandhilfe“ unterstützte die Thurgauer Gemeinde Amriswil die Stadt Radolfzell mit Schülerspeisungen und Hilfslieferungen. Aus der Grenzlandhilfe wurde eine informelle Patenschaft für Radolfzell, die 1999 zur Städtepartnerschaft zwischen Amriswil und Radolfzell führte.

1945 ziehen französische Streitkräfte in die ehemalige SS-Kaserne ein. Die ersten Wochen unter der französischen Besatzung waren streng, aber die Bestimmungen lockerten sich bald. Aus den ersten Annäherungen zwischen Franzosen und Deutschen in den 1950er Jahren entwickelte sich der deutsch-französische Club und schließlich die Städtepartnerschaft mit Istres, die vor 50 Jahren mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden am 19. Juli 1975 in Radolfzell besiegelt wurde – auch ein Jahrestag, an den die Ausstellung erinnert.

Das Stadtmuseum Radolfzell ist donnerstags bis sonntags von 11 – 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen sind unter Tel. 07732 / 81-530 zu den Öffnungszeiten oder unter www.stadtmuseum-radolfzell.de erhältlich.